Mein Leben auf dem Sofa

So wie die meisten Menschen freu ich mich, wenn ich nach einer stressigen Woche, endlich mal einen schönen Abend auf dem Sofa verbringen kann. Doch die letzten Wochen hatte ich nichts anders als Sofa. Schlafen auf dem Sofa, Ausruhen auf dem Sofa, Essen auf dem Sofa, Blog schreiben auf dem Sofa, um nur ein paar Beispiele zu bringen. Dementsprechend war ich froh, wenn ich dann mal vom Sofa kam, um mich kurz zu bewegen. Irgendwie paradox. Jedoch war dieser Ort die einzige Möglichkeit meinen Körper zu entlasten, es war eine schmerzfreie Zone. Alles andere schmerzte nach circa 10 Minuten. So verbrachte ich gute 6 Wochen Tag und Nacht im Wohnzimmer. Es wurde mein kleiner Kosmos. Doch der Kosmos war nicht groß und ich wurde langsam ungeduldig. Ich weiß noch, anfangs fand ich es sogar gar nicht so schlecht, nachts auf dem Sofa zu verbringen. Hier hatte ich ja kaum Schmerzen. Nach ein paar Tagen beschlich mich sogar langsam das Gefühl, dass es meine Beziehung einen neuen Schwung geben würde. Unser Abendritual war bisher schon sehr routiniert, stumm schliefen wir nebeneinander ein. Meine ausgedehnte Sofazeit durchbrach die Routine und ich freute mich morgens, ihn zu sehen. Wenn ich schon mal über ihn schreibe: ich gestehe, dass ich auch gemerkt habe, dass ich ihn nun aus einem anderen Blickwinkel sehe. Noch vorher meiner Sofazeit meckerte ich, dass er nichts im Haushalt tat. Aber in den letzten Wochen hatte ich nicht viel zu mosern, ganz im Gegenteil. Er half mir, hörte mir zu und stand mir bei. So erlebte ich diese Wochen nicht allzu trist und ich war ihm dankbar, dass er für mich da war. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt war, dass ich viel Besuch von Freundinnen, Kolleginnen und Familie bekam. Das waren Momente, von denen ich vom Sofa kommen konnte und ich abgelenkt war. Ihre Besuche genoß ich, ich hatte Zeit mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich erinnere mich, vor meiner Sofazeit, waren Besuche eher Stress. Es kamen Gedanken, wie: ist das Haus sauber genug, hab ich was zu Trinken oder zu Essen anzubieten, hab ich genug gute Laune, um den Besuch angenehm zu machen? Diese Gedanken hörte ich nicht, ich war schließlich krank und konnte sein, wie ich war. Ich musste keine Rücksicht nehmen. Also kann ich definitiv behaupten, ich hatte gerne Leute um mich herum. Allerdings ging das Leben der anderen weiter und ich hatte nicht immer Besuch, es gab Tage, da war ich allein. Ich begann zu vermissen, am Leben der anderen teil zu haben, sie zu besuchen, mit Ihnen etwas zu erleben, ausser in meinem Garten Kaffee zu trinken. Der Drang des normalen Lebens stieg hoch und ich wünschte mir nichts sehnlicher als vom Sofa runter zu kommen und einfach durch das Leben zu hopsen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange es dauert. Einmal versuchte ich vor dem Schlafengehen, die Ration Schmerzmittel wegzulassen, vielleicht konnte ich ja runter vom Sofa und zu mindestens wieder nachts im Bett schlafen? Doch schon um 3 Uhr nachts stellte ich fest, dass der Schmerz doch noch da war und es noch nicht ohne Schmerzmittel ging. Enttäuscht nahm ich eine und schlief eine gute halbe Stunde im Sitzen wieder ein, mit dem Gedanken, dass ich mir noch mehr Zeit geben muss. Ohne Geduld und Sofa wird es wohl erstmal nichts, mit dem normalen Leben.

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